Das Wichtigste in Kürze:
- Der Notgroschen sichert deine Zahlungsfähigkeit in Notfällen
- Solche Notfälle können bei wegbrechenden Einnahmen oder ungeplanten Mehrausgaben entstehen
- Sicherheit und Verfügbarkeit sind wichtig bei der Verwahrung des Notgroschens
- Einen höheren Notgroschen brauchst du im Fall von Immobilieneigentum oder Selbstständigkeit
- Der Notgroschen verbessert deine Rendite obwohl verpasste Zinsen egal sind
Liquidität vor Rentabilität – die Aufgabe des Notgroschens
Bei der Geldanlage gibt es drei wichtige Ziele: Liquidität, Rentabilität und Sicherheit.
Leider stehen diese Ziele miteinander im Konflikt. Die Gegensätze werden anschaulich durch das magische Dreieck der Geldanlage gezeigt.
Es gibt durchaus Anlageformen, die zwei Ziele miteinander kombinieren können.
- Bargeld: Sicherheit und Liquidität
- Aktien: Liquidität und Rentabilität
- Festgeld: Sicherheit und Rentabilität
Doch ist keine Assetklasse und keine Anlageform in der Lage, alle Vorteile miteinander zu verknüpfen. Den Zielkonflikt kannst du für dich lösen, indem du dein Vermögen in einen risikolosen Anteil und einen risikobehafteten Anteil aufteilst.
Der Notgroschen ist Teil des risikolosen Anteils und erfüllt einen wichtigen Job: Er sichert deine Zahlungsfähigkeit in Notfällen.
Denn bei einem finanziellen Engpass bringen dir Investitionen mit den besten Renditen nichts, wenn du nicht oder nur mit Verlust an das Geld herankommst.
Durch einen Notgroschen kannst du deine Investments schützen. Denn du kannst Krisen länger bis zur Erholung aussitzen, ohne zu einem Verkauf gezwungen zu sein.
In einer hohen finanziellen Stresssituation kann es eine große Erleichterung sein, wenn du auf aufgespartes Geld zurückgreifen kannst.
3 Regeln für den Notgroschen
- Der Notgroschen muss jederzeit und schnell verfügbar sein.
- Der Notgroschen wird sicher angelegt, nur im Notfall angetastet und ist für Wünsche oder bei Investmentchancen tabu.
- Die Höhe des Notgroschens wird jährlich überprüft und angepasst, wenn sich die Bedingungen dafür geändert haben.
Wie hoch soll mein Notgroschen sein?
Mit deinem Notgroschen bestreitest du in einer Krisensituation deine Ausgaben. Deshalb orientiert sich die Höhe deiner Rücklagen an den Ausgaben, die du in der Notsituation stemmen musst. Dazu beschreiben wir weiter unten zwei Notgroschen-Szenarien.
Zudem solltest du dein persönliches Sicherheitsempfinden zufriedenstellen. Viele Menschen in Deutschland haben nur wenige hundert Euro auf der Seite. Andere Menschen fühlen sich sicher, weil sie einen Notgroschen von 6 Monatsausgaben auf der Seite haben.
Bedenke, ob du mit deinem Notgroschen auch Verantwortung für andere Menschen erfüllen musst. Vielleicht sind Partner, Eltern oder Kinder von dir finanziell abhängig und ebenfalls davon betroffen, wenn das Geld bei dir knapp wird.
Wir empfehlen einen Notgroschen im Bereich von 2-6 Monatsausgaben. Wichtig ist, dass du deine Finanzen im Griff hast und deine Risiken kennst. Dann kannst du auch deinen individuellen Notgroschen selbstständig genauer festlegen.
Mit den beiden folgenden Notgroschen-Szenarien bieten wir etwas Struktur für deine Überlegungen. Aber lass hier auch fünf gerade sein.
Notgroschen-Szenario 1: Deine Einnahmen brechen plötzlich weg
Wie wahrscheinlich ist der Wegfall deiner Einnahmen?
Das hängt von der Stabilität und Anzahl deiner Einnahmequellen ab.
Beamte haben bekanntlich eine sehr sichere Anstellung. Für sie ist es unwahrscheinlich, dass die Einnahmen plötzlich wegbrechen.
Angestellte können in der freien Wirtschaft durchaus ihren Job verlieren. Doch auch hier kommt die Kündigung meist nicht überraschend und es gelten Kündigungsfristen. So bleibt meist noch etwas Reaktionszeit, um den Notgroschen und die Ausgaben anzupassen.
Bei Selbstständigen und Unternehmerinnen kann die Auftragslage stark schwanken. In einer Krise oder durch Krankheit können die Umsätze auch mal stark zurückgehen.
Was sind die Auswirkungen von wegbrechenden Einnahmen?
Besonders hart trifft es dich, wenn du 100 % deiner Einnahmen aus einer einzigen Quelle beziehst.
Mit mehreren Einkommensquellen oder als Doppelverdiener in einer Partnerschaft bist du hier schon breiter aufgestellt. Denn du kannst Ausfälle voll oder zumindest teilweise kompensieren.
Zum Problem kann auch eine geringe Sparquote werden. In diesem Fall gibst du einen hohen Anteil deiner Einnahmen monatlich gleich wieder aus. Du legst wenig auf die Seite. Wenn deine Einnahmen nun wegfallen, zehren deine hohen monatlichen Kosten die Ersparnisse schneller auf.
Für viele Menschen werden die Auswirkungen von Jobverlust oder längerer Krankheit durch die sozialen Sicherungssysteme abgemildert.
Wie hoch soll der Notgroschen für Einkommensausfälle sein?
Ermittle zunächst einmal deine durchschnittlichen Ausgaben in den vergangenen 12 Monaten. Nutze dazu jetzt unsere hilfreiche Haushaltsbuch Excel Vorlage mit integrierter Notgroschen-Funktion.
Berechne dann den Fehlbetrag, der nach möglichen staatlichen Hilfen bleibt. Denn Arbeitslosengeld und Krankengeld können auch einen Puffer bilden, sofern ein Anspruch darauf besteht.
Schätze dann ab, wie viele Monate es braucht, bis sich deine Einnahmensituation wieder verbessert und stabilisiert. Folgende Faktoren haben darauf einen Einfluss:
- Wie hoch ist die Nachfrage nach deinem Qualifikationsprofil?
- Wie flexibel bist du bei Arbeitszeit, Arbeitsort und der Art der Tätigkeit?
Notgroschen = Monatlicher Fehlbetrag x erwartete Dauer des Einkommensausfalls
Präventive Maßnahmen gegen wegbrechende Einkommen
- Sparquote erhöhen und Finanzen optimieren.
- Durch Sparen und Investieren langfristig finanziell unabhängiger vom Arbeitseinkommen werden.
- In einer Partnerschaft dafür sorgen, dass beide Partner ein Einkommen erzielen.
- Zusätzliche Einnahmequellen aufbauen durch Nebentätigkeit, Gründung und kluge Investitionen.
- Die eigene Arbeitskraft mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung gegen psychische und physische Erkrankungen sowie Unfälle absichern.
Notgroschen-Szenario 2: Ungeplante Zusatzausgaben kommen auf dich zu
Wie wahrscheinlich sind ungeplante Zusatzausgaben?
Das hängt stark davon ab, wie viele Verbindlichkeiten oder auch „Kram der kostet und Wert verliert“ du dein eigen nennst.
Durch die Zahl der Verbindlichkeiten wie Haushaltsgeräte, Möbel, Elektronik und Autos steigt auch die Wahrscheinlichkeit von ungeplanten Ausgaben. Kosten können durch Reparatur, Instandhaltung und Neukauf entstehen.
Auch deine Wohnsituation ist entscheidend. Bei einem Eigenheim können relativ spontan ungeplante Kosten im vier- bis fünfstelligen Bereich anfallen. Zudem muss die Bonität gewahrt werden. Dagegen hast du als Mieter stabilere und besser planbare Ausgaben für das Wohnen.
Einen Einfluss hat auch deine Versicherungssituation. Wenn du bereit bist, hohe Versicherungsprämien zu bezahlen, kannst du im Schadensfall manche ungeplanten Zusatzausgaben vermeiden.
Grundsätzlich wirst du durch gute Kontrolle und Überblick über deine Finanzen weniger Überraschungen durch ungeplante Zusatzausgaben erleben.
Was sind die Auswirkungen von ungeplanten Zusatzausgaben?
Ohne Notgroschen reißen ungeplante Mehrausgaben ein Loch in deine Haushaltskasse. Jetzt geht es darum, schnell an das nötige Geld zu kommen, um zahlungsfähig zu bleiben.
Liquide Vermögenswerte wie Aktien können einfach verkauft werden. Bitter, wenn der Zeitpunkt ungünstig ist, weil die Aktien mit Verlust verkauft werden müssen. Nicht ohne Weiteres möglich ist der Verkauf bei Immobilien oder Festgeld.
Bei der Liquidierung deiner Vermögenswerte und dem späteren Rückkauf erzeugst du unnötige Transaktionskosten. Ehrlicherweise hast du dann aber von vorneherein deine Investitionsquote zu hoch gewählt.
Wenn du keine Vermögenswerte hast, kannst dir das Geld auch bei der Bank leihen. Der Dispozins ist extrem teuer. Bei höheren Beträgen und längerer Rückzahldauer kannst du dich nach einem günstigen und seriösen Ratenkredit umschauen.
Wenn deine Bonität nicht stimmt, kann es vorkommen, dass die Bank dir keinen Kredit gibt. Dann könntest du im Kreis der Familie und Freunde um Unterstützung fragen. Wenn du nicht mehr weiter weißt, kannst du dich auch an die Schuldnerberatung der Caritas, Diakonie oder vom Roten Kreuz wenden.
Wenn du die Situation gelöst hast, solltest du schnellstmöglich deinen Notgroschen wieder aufbauen und deine Schulden loswerden.
Wie hoch soll der Notgroschen für ungeplante Zusatzausgaben sein?
Unvorhergesehene Ausgaben sind per Definition nicht kalkulierbar. Aber mit ein paar einfachen Überlegungen kannst du die passende Rücklage zu deiner persönlichen GAU (Größte Anzunehmende Ungeplante Ausgabe) abschätzen.
Welche Dinge in deinem Besitz können in absehbarer Zeit kaputt gehen und du bist darauf angewiesen, sie bald zu reparieren oder zur ersetzen? Das Auto für die Arbeit, die Heizung oder notwendige Reparaturen im Eigenheim.
Ist dieses Jahr vermutlich eine Steuernachzahlung fällig? Der Staat ist ein hartnäckiger Gläubiger.
Können bald besondere Anlässe wie ein Urlaub oder eine Klassenfahrt für deine Kinder anstehen?
Allgemein gilt: Je eher du im Fall der Fälle auf die Ausgabe verzichten kannst oder willst, desto geringer kann dein Notgroschen ausfallen.
Präventive Maßnahmen gegen ungeplante Zusatzausgaben
- Mehr Vermögenswerte und weniger Verbindlichkeiten kaufen
- Dich von Ausgaben nicht überraschen lassen, sondern ein Haushaltsbuch führen und die Fixkosten im Griff haben.
- Deine Sparrate erhöhen und durch einen gestiegenen Cashflow den finanziellen Spielraum erweitern.
- Zielgerichtet auf Wünsche sparen mit einem Kontenmodell.
- Dich mit wenigen sinnvollen Versicherungen gegen ruinöse Ausgaben schützen.
- Langlebigkeit und Folgekosten bei Kaufentscheidungen berücksichtigen.
- „Inventur“ machen und überflüssige Dinge verkaufen.
- Gebraucht statt Neu kaufen.
Vermögensaufbau mit Notgroschen
Wie lege ich den Notgroschen an?
Der Notgroschen ist für uns die Nr. 1 beim Vermögensaufbau. Für uns lautet die richtige Reihenfolge #1 Notgroschen aufbauen, #2 Investieren und #3 Konsumieren.
Die Rücklage verwahrst du am besten auf einem separaten kostenlosen Tagesgeldkonto in einem EU-Land mit hoher Bonität. Dort ist es sicher und liquide angelegt. Denn die Einlagensicherung schützt vor einer Pleite der Bank bis 100.000 € und ein Transfer auf dein Girokonto ist in 0-2 Bankarbeitstagen möglich.
Zudem ist es vor deinem Zugriff für unüberlegte Konsumausgaben etwas geschützt. Es tut dann richtig weh, wenn man seinen Notgroschen vom separaten Konto auf das Girokonto überweisen muss.
Die momentan niedrigen Zinsen beim Tagesgeld können dir egal sein. Es ist nicht die Aufgabe des Notgroschens, eine Rendite zu erwirtschaften. Achte auf die Kosten aber spare dir die Zeit für Zinshopping, denn das lohnt sich das nicht wirklich.
Empfehlungen und Tipps:
- Kostenlose Kombi aus Girokonto, Kreditkarte und Depot: Comdirect*, Consorsbank* und DKB*
- Die günstigsten Depotanbieter: Smartbroker*, Onvista*, Trade Republic*
Rücklagen anlegen - die Rendite beim Notgroschen
Jede Rücklage ist auf den ersten Blick ein Minusgeschäft. Sie erzeugt Opportunitätskosten, denn du könntest den Betrag ja auch in Rendite bringende Assets anlegen.
Das Rendite-Risiko-Verhältnis in deinem Portfolio wird jedoch immens verbessert. Das wiegt die wenigen verpassten Zinsen mit Leichtigkeit auf.
In vielen Fällen verbessert der Notgroschen deine Rendite ganz direkt:
Bei kurzfristigem Geldbedarf sparst du dir künftig Kredit- und Dispo-Zinsen. Zudem musst du keine schlecht stehenden Aktien verkaufen.
Durch eine höhere Liquiditätsreserve kannst du dir manche teure Versicherung sparen. Denn kleine und mittlere Schaden kannst du nun selbst stemmen. Vielleicht kannst du auf Brillenversicherung und Handyversicherung verzichten oder gar von der Vollkasko auf eine Kfz-Haftpflicht heruntergehen.
Im Schadensfall musst du zwar selbst in die Tasche greifen. Aber statistisch gesehen sparst du auf lange Sicht Geld, denn die Versicherung will auch etwas verdienen. Doch Vorsicht: Das gilt nur für Schäden, die dich nicht ruinieren können. Haftpflicht ist ein Muss und auch Berufsunfähigkeitsversicherung und Risikolebensversicherung können je nach Lebenssituation viel Sinn machen.
Verpasste Zinsen spielen weder bei kleinen noch großen Vermögen eine Rolle
Bei geringem Vermögen hat man mit der Geldanlage noch nicht den großen Hebel. Statt nach der besten Anlage für 5.000 € zu suchen, kann die Zeit besser investiert werden: Humankapital, Einnahmen und finanzielle Bildung erhöhen sowie Ausgaben und Verschuldungsgrad verringern.
Bei höherem Vermögen liegt der Notgroschen im risikolosen Anteil entsprechend deiner Asset Allokation. Der wird ohnehin sicher angelegt und so sind Opportunitätskosten durch den Notgroschen auch kein Thema mehr.
Tipps zum Aufbau der Rücklagen
- Verschaffe dir einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben. Verbessere deine Einnahmen und fokussiere deine Ausgaben.
- Ein mögliches Ziel: 10 % deiner Einnahmen monatlich als Notgroschen ansparen, per Dauerauftrag in einem Kontomodell.